Sa 10 Okt 2009
Die Varroa in Schach halten ohne den Bienen zu schaden- aber wie?
Geschrieben von Larissa unter Mein Weg mit der Biene
[10] Kommentare
“Was kann ich als Jungimkerin ohne Erfahrung schon tun?”- frage ich mich häufiger, seit dem ich taste mich an das Thema “Varroa-Behandlung” sachte heran. Tue das, was getan werden muß: gegen die Varroa behandeln.
Weil es so schön einfach ist haben wir in unserem ersten Bienenjahr-Zyklus mit Tymol (per Apiguard-Schälchen) gearbeitet. Schälchen auf, oben reinstellen, Deckel drauf, 2 Wochen warten, austauschen- nach 4 Wochen der Begasung mit dem ätherischen Öl soll den Varroen ziemlich übel sein. So richtig viele sind bei uns nicht gefallen. Waren keine drauf (der Befall so gering), oder hab ich was falsch gemacht und nicht alle erwischt?
Wieviele Möglichkeiten die Imkerpraxis zum Angriff auf die Varroa-Milbe bereithält, war mir im Vorfeld nicht klar:
- Thymol als Wirkstoff des Thymians gewonnen (ätherische Öle, konzentriert) in Form von Schälchen und Streifen als unterschiedliche Produkte
- mit Säure behandeln: zum Beispiel die Ameisensäure
- oder mit Milchsäure
- oder mit Oxalsäure (z.B. “Oxuvar”, Oxalsäure ist 3,5%ig verdünnt auch im “Bienenwohl” enthalten, direkt auf die Tiere und Wabengassen geben; verdunsten vom Schwammtuch aus, mittels Strom vergasen und so in die Beute bringen etc.)
Ganz ehrlich- ich möchte den Tieren die Milbe vom Pelz halten, aber doch nicht um den Preis, die Bienen über Wochen “rammdösig” vor lauter Chemie werden zu lassen. Dazu kommt die Frage danach, was von den genutzten Mitteln später in Wachs und Honig zu finden ist. Was bietet sich also als Alternative?
Zur rechten Zeit die Drohnenbrut entfernen. Das hab ich in diesem Jahr schonmal verpasst. Wird hoffentlich kein Drama sein, von anderen Imkern weiss ich, dass sie garnicht mit dieser Methode der “natürlichen” Varroa-Dezimierung arbeiten. Das sei “zu brutal und nicht tierfreundlich”. Da frage ich mich doch, für wie tierfreundlich es die Bienen halten, im Herbst mit Säuregasen bedampft zu werden. Ich als Imker muss mich mit voller Montour (säurefeste Schutzhandschuhe etc.) schützen, die Bienchen sind dem Zeug hilflos ausgeliefert. Mit was für einem feinen Sinnesapparat die Tiere ausgestattet sind, macht man sich viel zu wenig bewusst, wie ich finde. Schliesslich will ich doch ökologisch imkern.
Es geht um die Tiere. Um deren Wohlergehen und Gesundheit. Als ich meinem “Bienenvater” (dem Herrn, der uns die Bienen verkauft hat) davon berichtete, wie wenig Varroen bei uns gefallen sind, riet er mir, im Dezember nochmal mit Oxuvar zu behandeln.
Und malwieder heisst es “Standpunkt finden” und “Stellung beziehen”- im kommenden Jahr kann ich mich nicht mehr so bequem damit rausreden “nicht ausreichend Bescheid zu wissen”. Garnicht so einfach, seinen eigenen Weg zu finden. ICh gehe ihn jedenfalls, und leiste mir den Luxus des Nachdenkens und Hinterfragens.
Welchen Weg hast Du für Dich als Imker und deine Bienen mit der Varroa gefunden? Freu mich, wenn Du dazu kurz berichten magst
10 Kommentare für “ Die Varroa in Schach halten ohne den Bienen zu schaden- aber wie? ”
Kommentare:
Hinterlasse einen Kommentar
Trackbacks & Pingbacks:
-
Pingback from Bienenfreunde online verbunden- Freude, Fragen und Gedanken teilen | Bienenfreude
20. Oktober 2009 um 21:24[...] Aus gegebenem Anlass hiermit die Verschriftlichung meiner Freude über die Offenheit, und die Informationen zur persönlichen Form der Bienenhaltung. In genau diesem Sinne ist dieser Blog hier entstanden. [...]
19. Oktober 2009 um 22:50
Wenn Du schon fragst…
1. Ich schneide keine Drohnenbrut, weil ich das quälerisch finde. Das bedeutet aber, daß man die fehlende Milbenreduktion im aufsteigenden Jahr anders kompensieren muß. Das heißt: eine Winterbehandlung in der zweiten Dezemberhälfte mit Oxalsäure mache ich, ohne Wenn und Aber, und egal, wie hoch der spontane Milbenfall ist. Die Völker sollen mit fast Null Milben ins Frühjahr gehen. OS als Oxuvar (oder die günstigere Alternative vom Serumwerk Bernburg) vertragen die Völker bei einmaliger Anwendung sehr gut, und es ist im brutfreien Volk hocheffektiv.
2. Ameisensäure im Sommer ist bei mir Pflichtprogramm. Die Milbenlasten sind Mitte Juli recht hoch, und Thymol als Erstbehandlung kann bei kritischen Varroazahlen zu langsam sein. AS wirkt dagegen sofort. Ich behandle mit 60% per Schwammtuch, und zwar direkt nach der Sommerernte Mitte Juli und einer ersten Futtergabe; 3-4 mal über 1-2 Wochen, bis nur noch wenig Milben fallen. Auch als 60% streßt das die Völker, ohne Frage. Aber diesen Streß bekommen alte Sommerbienen ab, die den Herbst ohnehin nicht erleben werden und im Volk durch die jetzt einsetzende Trachtlücke überflüssig werden (wenn man sie nicht als Kunstschwarm einem neuen Ziel zuführt – der bekommt dann aber lediglich OS – keine AS!)
3. Thymol als Spätsommerbehandlung im Anschluß (statt AS-Langzeitbehandlung). Das streßt die Bienen nach meiner Beobachtung so gut wie gar nicht. Die Behandlung reicht bis weit in die Erbrütung der Winterbienen hinein (8 Wochen Dauer), ohne, daß diese der Ameisensäure ausgesetzt wären. Ein Ausräumen von Brut habe ich unter Thymovar nie beobachtet (von Apiguard bin ich weg, weil die Wirkung zu schwankend war).
20. Oktober 2009 um 21:56
Hab Dank fürs Teilen Deiner Erfahrungen und Gedanken- heieiei.. da werde ich mich nochmal konzentriert dransetzen. Was das “rechte Tun” in Bienenfragen angeht- fast bin ich geneigt zu sagen, ein Jeder finde seinen Weg, der dann eben für den Moment der Weg für ihn sein mag.. Mir sind Säuren einfach fies, gut wenn es denn hilft.. aber genau das denke ich in Bezug auf das Ausschneiden der Drohnenlarven. In der Verantwortung steht jeder, dem Leben anvertraut ist. Ob nun das eigene oder das der Bienen. Ich nehm den Job so oder so ernst. Und werde wohl einem Kollegen mit Schwammtuch mal über die Schultern schauen. Dann kann ich mir ein Bild davon machen, ob ich mir den Umgang zutraue oder lieber Drohnen schneide (was ich ja auch scheue, wenn ich ehrlich bin)
20. Oktober 2009 um 23:10
Nimmst Du AS bei ca. 20°C, erlebst Du beim Volk ein schmerzhaftes Aufheulen. Da stimme ich Liebig mal zu: der drastische Konzentrationsanstieg ist der größte Streß. Nimmst Du die Säure kühlschrankkalt, weichen die Bienen lediglich zur Seite aus, da braust nichts auf. Es wird nicht einmal großartig am Flugloch gefächelt. Bei mir werden auch keine toten Puppen ausgeräumt, wie es manchmal berichtet wird. Eine Königin habe ich durch AS noch nie verloren.
3. Dezember 2009 um 18:24
Hallo zusammen.
Ich bin z.Z. in der Ausbildung zum Berufsimker und wir behandeln mit Ameisen- (AS) und Oxalsäure (OS). Als dritte Maßnahme Schneiden wir im Frühjahr die Drohnenbrut aus.
Die AS wird je nach Temperatur anderst eingebracht, da sie bei zu geringen Temperaturen zu wenig wirkt. Bei zu hohen wird im schlimmsten Fall das Volk verbrausen und die Königin durch eine Bienentraube umgeben und überhitzt.
Normalerweise nutzen wir für die AS Langzeitverdunster mit einer Behandlungsdauer von 12 – 14 Tagen. Das lässt sich aber schwer dosieren…man ist ja kein Wetterfrosch…
Die AS wird so schnell wie möglich nach der letzten Honigernte eingesetzt.
Die OS setzen wir 3 Wochen nach dem ersten Frost ein aber spätestens zwischen Weihnachten und Neujahr, weil es sonst im Frühjahr Rückstände im Volk geben kann, die wir vermeiden wollen.
Zum Drohnenschneiden: Das Schneiden der Drohnenbrut ist eine der wirkungsvollsten Methode zur Varroarbekämpfung da sich die Milbe in dieser stärker vermehrt als in der Arbeiterbrut und jede Milbe, die wir im Frühjahr mit Ausschneiden bedeutet ein Hundertfaches bis Tausendfaches an Nachkommen weniger im Herbst.
Dazu meine Meinung: Wer seine Völker Umweiselt kann auch die Drohenenbrut entfernen. Natürlich ist das Ziel nicht, dass jede Ecke Drohnenbrut ausgeschnitten wird. Drohnen gehören zum Bien.
6. Dezember 2009 um 18:44
Hallo KrampeP! Dank auch Dir für Deinen Beitrag
Deine Ausbildung zum Berufsimker finde ich ja spannend. Wie kommst Du ausgerechnet auf diesen Beruf? Wünsche Dir, Deinen Lieben und natürlich den Bienen einen friedlichen 2. Advent! Auf bald sagt .Larissa
6. Januar 2010 um 15:51
Guten Tag,
wir Imkern seit mehreren Generationen.
Seit Einschleppung der Varroa haben wir alles ausprobiert was an Beckämpfungsmitteln
auf dem Markt erhältlich war.
Das wirkungsvollste Mittel ist unserer Meinung nach Perizin. Leider verbleiben nach der Behandlung Rückstände im Bienenvolk
darum setzen wir dieses Mittel seit Jahren nicht mehr ein.
Übriggeblieben ist folgende Behandlung.
Wir schneiden die Drohnenbrut mehrfach aus.
Nur die erste Drohnenbrut darf ausschlüpfen sie beinnhaltet bei uns kaum Varroen.
In der Zeit von März bis September wird seit Jahren kontinuierlich eine Varroafalle eingesetzt. Diese Falle ist eine Eigenentwicklung und funktioniert ganz hervorragend. Sie wird ca. alle zwei bis drei Wochen gereinigt und neu befüllt wieder eingebracht. Dies erledigen wir zeitgleich mit der Durchsicht der Völker.
Falls im September in den Fallen keine oder nur minimal Varroen gefangen werden verzichte ich auf eine Winterbehandlung.
Sollte eine Winterbehandlung notwendig sein so führen wir diese mit dem Oxalsäureverdampfer meist Ende Dezember oder Anfang Jannuar (in der Brutfreien Zeit ) durch. Diese Art der Bedampfung ist meiner Meinung nach gut Bienenverträglich, sie wird in wärmeren Ländern, z.b. Italien, Griechenland, mehrfach durchgeführt ohne das die Bienen dort Schaden nehmen.
Unsere Völkerverluste waren in den letzten Jahren,
auf allen drei Bienenständen gleich null.
Ich spielte einige Zeit mit dem Gedanken meine Imkerei BIO zertifizieren zu lassen.
Leider müßte ich dann mit den Varroafallen aufhören, da diese nicht in den Biorichtlinien stehen und somit nicht erlaubt sind. Man kann an diesem Beispiel sehr gut sehen, wo es zuviele Vorschrifften gibt werden Erfindergeist und Ideenreichtum
stark beschränkt sowie in eine gewünschte Richtung gelenkt.
9. Januar 2010 um 11:15
Hallo Norbert,
würdest Du mal kurz deine Varroafalle beschreiben?
Rainer
9. Januar 2010 um 16:36
Hallo Rainer.
wir wollen diese Falle im laufe des Jahres auf den Markt bringen.
Die Patentrechtlichen Dinge werden jetzt gerade auf den Weg gebracht.
Darum möchte ich jetzt noch keine Angaben über die Falle machen.
Du kannst die Falle, wenn wir so weit sind auf http://www.traublingerhonig.de
sehen und bestellen.
Norbert
25. Dezember 2010 um 17:34
Eine altbekannte Methode der Varroabekaempfung funktioniert mit Waerme. Neu ist, das Geraet – der Varroa-Controller. Ab Aerz verfuegbar.
Details dazu:
http://www.varroa-controller.com
Beste Gruesze
Wolfgang